I will miss you – Ein Europa ohne Tea Time

Entgegen jeder Spekulation und jeder Berechnung, hat sich die Mehrheit der Großbritannier*innen gegen einen Verbleib in der Europäischen Union entschieden. Knapp 52 Prozent sagten ja zum Brexit. Nicht nur in den Londoner Pubs gab es Schreie des Jubels und Tränen der Fassungslosigkeit. Auch hier zulande fallen wir in eine regelrechte Brexit-Ohnmacht. Die Gedanken einer jungen Europäerin zum Brexit.

Es ist der 23.06.2016, 8:32 Uhr. Heute ist alles anders. Ich rebelliere gegen den Ratgeber-Wahn von Brigitte und Co., die mir einen vitalen Start in den Tag versprechen, solange der Blick aufs Smartphone nicht das Erste ist, was ich morgens tue und taste im dunkeln nach meinem Smartphone auf meinem Nachttisch. Auf dem Bildschirm sehe ich eine Eilmeldung nach der Anderen von verschiedenen Nachrichten Apps. „Großbritannien stimmt gegen Verbleib in der EU“, „Briten stimmen für EU Austritt“ … die Meldungen klingen alle ähnlich und sagen alle das selbe. Die Briten haben sich also für „leave“ entschieden. Mein Herz rast.

Als ich mir in der Küche Kaffee koche, kommt meine Mutter herein. Kein Guten Morgen, kein Hallo. Stattdessen betretenes Schweigen und einen langen fassungslosen Blick in meine Richtung. Ich fasse das nicht, ist alles, was ich herraus bekomme. Meine Mutter geht ins Wohnzimmer und die Stimmen der Nachrichtensprecher schallen zu mir herrüber. Der Fernsehen läuft, bis ich abends das Haus verlasse.

Äußerlich verändert es die Flagge, innerlich verändert es uns

Auf der Flagge der Europäischen Union sind in Zukunft also nur noch 27 Sterne zu sehen. Die Tatsache beklemmt mich. Die Merheit der jungen Briten und Briteninnen hat sich für einen Verbleib in der EU ausgrsprochen. Es war vor allem die ältere Generation, die für Leave gestimmt hat. Die jungen Generationen nehmen das Ergebnis des Referendums sehr persönlich. Und die Allermeisten von ihnen sind schier erschüttert, über die Entscheidung der Briten. Nur, warum ist das so?

Viele junge Briten sind sauer, auf die die das getan haben, aber vor allem enttäuscht und verletzt. Mit dem Brexit, macht Europa einen Schritt zurück. Und dieser Schritt ist größer als eine Armlänge. Einen Schritt in die falsche Richtung. Dabei müssten die Älteren es doch besser wissen. Wie kann es sein, dass grade die Generationen, die Spaltung und Krieg hautnah miterlebt haben, Jahre später für die Abspaltung ihres Landes von der Europäischen Union stimmen? Auch ich habe noch keine Antwort afu diese Frage. Und werde sie vielleicht niemals bekommen. Was ich aber weiß ist, dass ich genau so sauer, enttäuscht und verletzt bin. Die Entscheidung der Briten tut mir weh, weil es auch mit betrifft. Es betrifft uns alle. Und zwar persönlich. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht in ihrer Stellungnahme zum Bteixt von einem Einschnitt für Europa, die Entscheidung der Briten hat sie mit Bedauern zu Kenntnis genommen. Und ich gebe ihr Recht. Auch ich bedauere die Entscheidung der Briten sehr.

Nein zu Europa – Nein zum Europäischen Projekt

Vielleicht haben die Leave-Wähler aus einer gewissen Nostalgie heraus ihr Kreuzchen bei Leave gesetzt. In der Hoffnung eine Kultur wieder aufleben lassen zu können, die es schon lange nicht mehr gibt. Die so heutzutage gar nicht mehr möglich ist.Die heutige Kultur besteht aus den Mixen verschiedenster Kulturen. Und die Europäische Union lebt von den unterschiedlichen Meinungen, Vorstellungen, Sitten und Lebensumständen die die Menschen in diesen Kulturen besitzen. EU steht für die Abkürzung Europäische Union. Aber EU steht noch für viel mehr. Nämlich für Solidarität, Hilfsbereitschaft, freies Reisen und Vielfalt. Mit dem Austritt Großbritanniens, geht diese Vielfalt ein Stück weit verloren. Die EU ist wie eine überdimensionale WG, der jeder sein eigenes Zimmer hat, in dem er mehr oder weniger tun und lassen kann, was er will, solange er die Hausregeln beachtet. Aber es wird Acht gegeben auf die Anderen und Rücksicht genommen. Ich bin aufgewachsen in Deutschland, einem Land, was Teil der Europäischen Union ist. Ich wurde Teil einer Gemeinschaft, ohne je etwas dafür getan zu haben. Auch deshalb, bin ich eine große Befürworterin der Europäischen Union. Ich bin es aber auch, weil ich denke, zusammen schafft wir mehr als allein, weil ich an die Gemeinschaft glaube und gerne ein Teil von ihr bin. Wir sind eben nicht vereinigte Staaten, wie die USA, sondern Leben von und mit der Individualität unserer Mitgliedsstaaten.

Die Europäische Union. Eben eine überdimensional große WG. In der jetzt ein Zimmer frei wird.

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